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Wie Vorratsdaten unser Leben enthüllen - Zeit-online berichtet PDF Drucken E-Mail

Erinnern Sie sich noch, wie Will Smith durch die Straßen von Washington D.C. jagte, ihm Agenten immer auf den Fersen folgten und ganz genau wussten, wo er sich befand? Dies war möglich, da sich ein kleiner Chip in seinem Schuh befand, welcher darüber Auskunft gab, wo er gerade war. Bei vielen Zuschauern hatte dies ein mulmiges Gefühl hinterlassen, und sie waren froh, als sie den Fernseher ausmachen und sich sicher fühlen konnten. Inzwischen sind fast 13 Jahre seit dem Film „Der Staatsfeind Nr. 1“ vergangen und viele wissen nicht, dass inzwischen fast jeder Bürger einen solchen Chip in der Tasche hat.

Dieser Chip befindet sich in unserem Handy und meldet dem Netzbetreiber jedes Mal wenn wir telefonieren, eine SMS schreiben oder mit unseren Smartphones ins Internet gehen, was und auch WO wir es gerade tun. Der Netzbetreiber wiederum speichert alle diese Informationen für die nächsten sechs Monate. Dies ist gesetzlich durch die Vorratsdatenspeicherung geregelt (auch wenn im Moment noch nicht auf die Daten zugegriffen werden darf, da das Bundesverfassungsgericht hier Einhalt geboten hat).

Dass hier jede Menge Informationen zusammen kommen, kann man sich vorstellen. Für jeden, der dies einmal gerne in der Realität sehen würde, hat „Zeit-online“ nun einen anschaulichen Bericht veröffentlicht. Malte Spitz, Mitglied des Bundesvorstands der Grünen, hat der Zeitung die gespeicherten Daten seines Mobiltelefons, aus der Zeit zwischen August 2009 und Februar 2010, zukommen lassen. Diese Daten wurden anschließend von der Redaktion mit weiteren, frei zugänglichen Daten, wie etwa Tweets oder Blogs, ergänzt. Daraus ergibt sich nun ein genaues Profil von Malte Spitz. Insgesamt kamen durch die Auswertung seines Smartphones über 35.000 Eintragungen zustande. Diese hohe Zahl ergibt sich daher, da das Mobiltelefon alle 10 Minuten den nächsten Funkmasten anfunkt, um die eingegangen E-Mails zu holen, und dem Netzbetreiber damit alle 10 Minuten den aktuellen Standpunkt übermittelt. In Wirklichkeit kämen sogar noch mehr Daten zusammen, da dann auch die Nummern, mit denen telefoniert wurde, sichtbar wären und sich daraus ein persönliches Netz ableiten ließe (was hier jedoch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gemacht worden war).

Den Artikel sowie das Bewegungsprofil von Malte Spitz finden Sie unter http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2011-02/vorratsdaten-malte-spitz?page=all

In den nächsten Wochen wird die Regierung darüber entscheiden, wie es mit der bislang ausgesetzten Regelung zur Vorratsdatenspeicherung weiter geht. Und der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich gilt in Politikerkreisen als ein Unterstützer der Datenspeicherung. Vielleicht werden wir uns also alle demnächst wie Will Smith, als potentieller „Staatsfeind Nr. 1“, fühlen.